Entwürfe 2015
Beschreibung der vier Mahnmalentwürfe
1.) WEG IN DIE VERGANGENHEIT
Beteiligte Schüler/innen: Coral B., Nadine D., Julia F.,Angelika
K.,
Daniela K., Rayna Lellis L., Viktoria M., Kerstin S.
Dass die Form dieses Mahnmalentwurfs eine Spirale ist, soll nicht
auf den ersten Blick sichtbar sein. Spiralförmige Wege können als
meditative Wegsymbole gesehen werden – der Besucher des Bauwerks
soll sich in Ruhe auf den Weg machen. Der Gang ist bewusst eng
gehalten. Es ist nicht möglich, in Scharen in dieses Bauwerk zu
gehen – der Betrachter ist gezwungen, sich selbst der Geschichte
auszusetzen. Besucher/innen sind somit den Gefühlen der Einsamkeit
und der Enge ausgeliefert. Gefühle, die an die ausgelieferten
Juden erinnern. Licht fällt durch kleine Öffnungen in den
spiralförmigen Wänden auf eine im Zentrum des Objekts angebrachte
Säule, auf der die Namen der Opfer geschrieben stehen. Sosehr die
Namen der Ermordeten und Vertrieben in den Mittelpunkt gerückt
werden, sind diese aber durch diesen zögernden Lichteinfall auch
nur bruchstückhaft beleuchtet und stehen für die Schwierigkeit der
Bearbeitung der Geschichte der Schoah.
2.) TOR DER ERINNERUNG
Beteiligte Schüler/innen: Valeria E., Sonja G., Susanne R., Lorena
Sara S., Naomi S.
In diesem Entwurf sollte das Mahnmal ein Tor sein. Tore boten in
der Geschichte Schutz, genauso wie sie Ausgrenzung bedeuteten.
Nicht unweit des Aufstellungsortes des Mahnmals befand sich das
sogenannte „Judentörl“, auf dieses bezieht sich dieser Entwurf.
Das Tor in diesem Entwurf ist Symbol für die Grenze zwischen
Vergangenheit und Gegenwart. Betritt man die Schwelle des Tores,
kann man die Namen der jüdischen Opfer lesen. Die geschriebenen
Namen markieren eine historische Gewissheit, zugleich führt dieses
Tor in das „Nichts“, insofern das Leben dieser Menschen
ausgelöscht oder die Lebensgrundlage in Judenburg gewaltsam
zerstört wurde, ebenso symbolisiert dieser Gang ins Nichts die
endgültige Zerstörung der jüdischen Gemeinde in Judenburg 1938.
Das leere Tor soll die Besucher/innen aber auch dazu anregen, die
Leerstelle für die das Tor steht durch Nachforschen über das
Schicksal der jüdischen Geschichte dieser Stadt doch ein wenig zu
füllen.
3.) ZWEI RINGE IM STROM DER ZEIT
Beteiligte Schülerr/innen: Jonathan D., Daniela G., Nechama Z.,
Teresa M., Christina P., Helene R., Magdalena W.
Wer sich dem Platz nähert, sieht zwei Ringe, die in einander
verwoben sind - sie sind an sich Symbol für Kreislauf und
Ewigkeit. Obwohl diese bezogen auf die Juden aus Judenburg
zunächst paradox erscheinen, ergibt es doch einen Sinn, da die
jüdische Bevölkerung durch den Namen JUDENburg bis heute noch
untrennbar mit den heutigen Bewohnern Judenburgs verbunden ist.
Die zwei Ringe sind lebensgroß konzipiert, weil es zwei jüdische
Gemeinden, eine mittelalterliche und eine neuzeitliche, in
Judenburg gab. Die Kreise sollen aber auch für die Hoffnung
stehen, dass doch wieder jüdisches Leben nach Judenburg
zurückkehren wird.
4.) DIE BRÜCKE
Beteiligte Schüler/innen: Helin A., David D., Iva H., Julian I.,
Melvin L.,Paul N., Maor T.
In diesem Entwurf ist das Symbol der Brücke zentral. Nähert man
sich dem Platz, erkennt man zunächst eine nicht ungewöhnliche
Grünfläche mit einem Wasserbereich, in dessen Mitte sich eine
Insel befindet, die über eine Brücke erreichbar ist. Auf der Insel
stehen vier Tafeln, die die Besucher/innen nur lesen können, wenn
sie über die Brücke den Wassergraben passieren. Der Wassergraben
symbolisiert den Abgrund der Verbrechen, durch welche die Juden
der beiden jüdischen Gemeinden in der Geschichte zweimal geächtet,
vertrieben und ermordet wurden. Man kann in diesem Wassergraben
auch sein eigenes Spiegelbild erkennen, was für die Verantwortung
jedes einzelnen stehen soll, diese Geschichte zu reflektieren.
Auf den Tafeln auf der Inseln findet man Informationen über die
jüdische Geschichte Judenburgs und die Namen der durch die Nazis
Vertriebenen und Ermordeten. Die Brücke ist also ein „Weg in die
Vergangenheit“, sie steht für die bewusste Geste sich damit
auseinanderzusetzen, aber auch für den Weg zurück in die
Grünfläche, in das Jetzt unserer Gesellschaft, in das man das
Wissen über die Geschichte mitnimmt, um diese
verantwortungsbewusst mitzugestalten.